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Schimmelpilze im Neubau vermeiden

Schimmelpilze im Neubau vermeiden
Amtsleiter Hans Gabanyi eröffnet die Tagung
An diesem Tag gab es mehr fertige Ingenieure als Studierende in der großen Aula der Hochschule für Angewandte Wissenschaften am Berliner Tor in Hamburg. Am Donnerstag, den 18. Oktober 2012 informierten und diskutierten 165 Immobilienverwalter, Wohnungsverwalter, Sachverständige, Mediziner, Juristen, Baubiologen und Handwerker einen Tag lang über Schimmelbildung nach Neubau und Modernisierung sowie deren Vermeidung.





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Zum fünften Mal lud der Regionalverband Umweltberatung Nord (R.U.N.) zu einer interdisziplinär ausgerichteten Fachtagung „Schimmelpilze in Innenräumen“ ein. Zahlreiche Verbände und Behörden sowie das Umweltbundesamt waren als Kooperationspartner beteiligt. Wieder einmal bot die Tagung den Teilnehmern die Möglichkeit quer über alle Disziplinen miteinander ins Gespräch zu kommen und fachliche Fragen aus verschiedenen Sichtwinkeln zu diskutieren.

Der Amtsleiter Hans Gabanyi aus der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt begrüßte die Anwesenden im Namen der Senatorin Jutta Blankau, unter deren Schirmherrschaft die Tagung stattfand. Er wies in seiner Ansprache auf den Interessenkonflikt zwischen selbstbestimmtem Wohnen und Lüftungszwang durch automatische Lüftungsanlagen hin, der auch bei den Planungen zur Hafencity ein Diskussionsthema sei. Im Anschluss daran berichtete R.U.N.-Mitglied Roland Braun über die Aktivitäten des Netzwerks Schimmelberatung Hamburg. Er stellte die Informationsangebote des Netzwerks (Internetseite, Facebook-Profil, Infobroschüre und Infoblatt) vor. Als nächste Aktion solle am 1. November eine Schimmel-Telefonsprechstunde für Verbraucher in Zusammenarbeit mit der Hamburger Morgenpost stattfinden.

Nachfolgend ging der ehemalige Leiter des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg Dr. Thomas Gabrio der Frage nach, wo und warum es in Wohnungen schimmelt. Er zeigte anhand beeindruckender Zahlen, dass Niedrigverdiener deutlich häufiger von Wohnungsschimmel betroffen sind, als Besserverdienende. Er sprach von Energiearmut und warnte: „Viele können es sich nicht mehr leisten, richtig zu heizen und damit auch zu lüften!“ Im Vergleich von energieoptimierten Neubauten und Altbauten zeigte er die unterschiedlichen Ursachen für Schimmelbefall auf. Während in hochwärmegedämmten Gebäuden häufig mangelhaft ausgeführter Wärmeschutz die Ursache ist, sind es in Altbauten häufiger mangelhaft ausgeführte Teilsanierungen oder falsches Nutzerverhalten. Eine abschließende Feststellung, ob Schimmelpilzschäden in Neubauten oder in klassischen Altbauten häufiger auftreten, lässt sich nach seiner Erkenntnis nicht treffen.





Eindrucksvolle Beispiele für gelungene sowie für mangelhafte Modernisierung von Altbauten zeigte der Architekt Thomas Dittert von DR-Architekten Hamburg / Hannover. Er ging auf die Besonderheiten Hamburger Stadthäuser mit ihren schönen Stuckfassaden an der Straßenfront oder Klinkerbauten ein. Ein durchgehender Innen-Wärmeschutz mit Minimierung der Wärmebrücken; Luftdichtheit und Schlagregenschutz sind nach seiner Erfahrung die wichtigsten Voraussetzungen für schimmelfreie Wohnungen nach der Sanierung. Rund 80 Prozent Energie lässt sich so in einem Altbau sparen bei gleichzeitigem Erhalt des früheren Aussehens.

Auf die Herausforderungen modernen Bauens für die Gebäudelüftung ging der Ingenieur Bernd Schwarzfeld ein. Die Luftdichtheit der Gebäude erfordert die Zuführung von Frischluft sowie die Ableitung von Schadstoffen und Feuchtigkeit. Er rechnete vor, dass bei einem flächendeckenden Einsatz von Lüftungsanlagen in allen deutschen Wohnungen so viel Energie für den Betrieb notwendig wäre, wie 2.365 Windkraftanlagen liefern. Luftfilter erhöhen den Energieverbrauch und neigen zur Verkeimung. Er riet daher zu kreativen Konzepten unter Ausnutzung der physikalischen Gesetze und durchgehendem Monitoring, um Lüftungsanlagen energieeffizient zu betreiben.

Mit der Bauwerksdiagnostik befasste sich der Sachverständige Gunter Hankammer aus Hamburg in seinem Referat. Er gab einen Überblick über geeignete Messgeräte und deren sachgerechte Anwendung. Allein im Bereich der Messung von Materialfeuchte stellte er so unterschiedliche Methoden wie die Entnahme von Bohrkernen, zerstörungsfreie Messung mit Kugelkopfmesssonden, Mikrowellenverfahren oder hygrometrische Messungen im Inneren von Bauteilen vor. In allen Fällen ist die richtige Anwendung der Messtechnik entscheidend für die Qualität der Messergebnisse.

Der Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht Dr. Michael Selk erläuterte rechtliche Fragen rund um Baumängel und Schimmelbefall nach Baumaßnahmen. Der Bundesgerichtshof fand in einem Urteil 2006 eine eindrucksvoll kurze Formulierung für die Rechtslage: „Das vertraglich geschuldete Werk war ein Dachstuhl ohne Pilzbefall.“ Dennoch sind Bauprozesse nach Erfahrung von Selk teuer und dauern lange, manchmal Jahrzehnte. Er empfahl daher den Rechtsweg nur als allerletzte Möglichkeit zur Lösung von Konflikten in Betracht zu ziehen.

Auf die Sanierung von Wasserschäden ging Tobias Eis von der Firma raumkonzepte in Dinslaken ein. Er stellte die neue VDI-Richtlinie 6202 vor, in der die aktuell gültigen wesentlichen Aspekte für den Ablauf einer Schadstoffsanierung - von der Erhebung bis zur Entsorgung - dargelegt sind. Im zweiten Teil seines Vortrags zeigte er die erfolgreiche Sanierung eines Holzständerhauses nach einem massivem Wasser- und Schimmelpilzschaden im Erdgeschoss.

Zum Abschluss riet der Leiter des Instituts für Qualitätsmanagement und Umfeldhygiene Karl-Heinz Weinisch zu einem „System mehrfacher Sicherheiten“, kurz SmS, um bei Neubauten die durch Baustoffe eingebrachte Feuchtigkeit gefahrlos zu beseitigen. Dazu gehören angemessene Bautrocknungszeiten, ausreichend trockenes Bauholz, sachgerecht angebrachte Dampfbremsen sowie schimmelwidrige Baustoffe und die Vermeidung anfälliger Materialien und Konstruktionen.

Die Sachverständige Brigitte Harste, die die Tagung moderierte, brachte die Ergebnisse des Tages auf eine kurze Formel: „Heute haben wir erfahren, dass es ein aktives Schimmelnetzwerk in Hamburg gibt, es keine pauschale Antwort darauf gibt, ob es im Altbau- oder im Neubau mehr schimmelt, dass man Bestandsgebäude entweder richtig oder lieber gar nicht dämmt, dass mit Lüftungsanlagen auch anders umgegangen werden kann und Termiten das schon lange wissen, Messgeräte nicht immer das messen, was sie messen sollten, das Baurecht für Bauherren einige Überraschungen bereit hält, es neue Verpflichtungen für Bauherren und Sanierungsfachbetriebe gibt und SMS auch nicht mehr das ist, was es mal war...“

Die Vorträge der Fachtagung sind in einem 224-seitigen Tagungsband zusammengefasst, der zum Preis von 25 Euro (incl. Versand) beim Regionalverband Umweltberatung Nord per Mail bestellt werden.

http://www.umweltberatung-nord.de/





Adresse:
Regionalverband Umweltberatung Nord e.V.
Herzmoortwiete 2
22417 Hamburg
Tel.: 040-404005
http://www.umweltberatung-nord.de


Der Regionalverband Umweltberatung Nord e.V. (R.U.N.) ist die Interessenvertretung der Umweltberatung im Großraum Hamburg und Schleswig-Holstein. Im R.U.N. sind Umwelt-, Energie-, Abfall-, Bau- und WohnberaterInnen, Umweltreferentinnen und Umweltpädagogen organisiert. Ziel des Vereins ist die verstärkte Einbeziehung von Umweltbelangen in das Denken und Handeln. Der Regionalverband ist als gemeinnütziger Verein anerkannt und Mitglied im Bundesverband für Umweltberatung e.V., dem bundesweiten Dachverband für Berufsgruppen aus dem Berufsfeld Umweltberatung

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